Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur
Idee
Für die Transformation in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft stellt die Mobilitätskultur eine wichtige „Stellschraube“ dar, da alle Mitglieder einer Gesellschaft diese durch ihr individuelles Verhalten prägen und gleichzeitig in ihren Entscheidungen von dieser beeinflusst werden. Darüber hinaus hat die Kommunalpolitik im Bereich der Mobilität große Handlungsspielräume und somit die Möglichkeit, die Aspekte soziale Gerechtigkeit, soziale Teilhabe und Gesundheit positiv zu beeinflussen. Ziel des Reallabors ist die Beförderung eines gesellschaftlichen Veränderungsprozesses in Richtung einer Mobilitätskultur, welche nicht nur Ressourcen schont, sondern auch Gesundheit und körperliche Bewegung unterstützt, soziale Interaktion fördert und in Stadt und Region neue Lebens- und Aufenthaltsqualitäten schafft.
Umsetzung
Das Forschungsformat „Reallabor“ leistet Pionierarbeit im Bereich der transformativen Wissenschaft. Dabei sollen nicht nur die Anschlussfähigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse für Politik und Wirtschaft gefördert, sondern vor allem die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft für eine nachhaltige Entwicklung insgesamt erhöht werden. Das Projekt wird zusammen mit 13 weiteren Reallaboren an verschiedenen Hochschulen des Landes im Rahmen des Programms „Stärkung des Beitrags der Wissenschaft für eine nachhaltige Entwicklung“ durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert. Zusätzlich gefördert wird es durch das Umweltbundesamt. Neben Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen wirkten auch studentische Initiativen, kulturelle Institutionen, Firmen, Verbände und Vereine, Politik und Verwaltung sowie zivilgesellschaftliche Akteure aus Stadt und Region aktiv am Forschungsprozess mit. Eine besondere Rolle spielten dabei die „Pioniere des Wandels“, welche aus der Zivilgesellschaft heraus soziale Innovationen entwickeln und Nachhaltigkeitsprojekte vorantreiben. Damit inspirieren sie Andere und beeinflussen deren Alltagsverhalten zu mehr Nachhaltigkeit. Aus ihren Erfahrungen und den Ergebnissen gemeinsam gestalteter Realexperimente wurde ein Reservoir für zukunftsfähige Ansätze der Mobilitätskultur in urbanen Räumen geschaffen.
Ergebnisse
Ziel des Reallabors war die Stärkung des Bewusstseins für den Wandel, der Eigeninitiative und der zivilgesellschaftlichen Mitgestaltung des gesellschaftlichen Veränderungsprozesses in Richtung einer nachhaltigen Mobilitätskultur. Das Reallabor agierte dabei als neutraler wissenschaftlicher Partner, Vermittler und Unterstützer, um innovative Ideen und Projekte zivilgesellschaftlicher Akteure und Initiativen mit entscheidungsbefugten Verwaltungsorganen und etablierten Stakeholdern zusammenzubringen. In so neu formierten kooperativen Konstellationen konnten innovative Formate zur aktiven Mitgestaltung der Stuttgarter Mobilitätskultur entwickelt und getestet werden. Alternative Mobilitätspraktiken konnten durch Ausprobieren vermittelt und die Bedeutung individuellen Handelns im Alltag demonstriert werden. Es wurde gezeigt, dass auch kleinmaßstäbliche Handlungen oder Veränderungen Auswirkungen haben. Mit „Realexperimenten“ wurde in konkreten Situationen demonstriert, welche Wirkungen innovative Lösungsstrategien entfalten. Gleichzeitig wurde untersucht, auf welche ökologischen, technischen und sozialen Rahmenbedingungen damit Einfluss genommen wird.
Fortsetzung
Für die Wissenschaft bedeutet der Reallabor-Ansatz einen Paradigmenwechsel in Bezug auf das Verständnis von angewandter Forschung und Wissenserzeugung. Demnach muss eine integrierte Nachhaltigkeitsforschung um die Beteiligung von Praxispartnern erweitert werden, um die in der realen Anwendung entstehenden Probleme und Lösungsansätze aufzeigen und bewerten zu können. „Echte Transdisziplinarität“ entsteht während der gemeinsamen Wissenserzeugung in Experimenten („Wissen durch Handeln“). Solche kreativen und zugleich niederschwelligen Beiträge zum Transformationsdiskurs unterstreichen die Relevanz der transdisziplinären Forschung für gesellschaftliche Veränderungsprozesse.
Verantwortlich
Projektkonsortium der Universität Stuttgart aus:
Institut für Landschaftsplanung und Ökologie (Projektleitung und -koordination), Städtebau Institut, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement, Institut für Straßen- und Verkehrswesen, Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung, Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung
Weitere Beteiligte
Offizielle Kooperationspartner des Reallabors,
zivilgesellschaftliche Praxispartner der Realexperimente,
institutionelle und bürgerschaftliche
Netzwerkpartner aus Stadt und Region Stuttgart
Bearbeitungszeitraum
Januar 2015 – Dezember 2017
www.r-n-m.net