Nachhaltige Alltagskultur
Idee
Welche Veränderungen können Realexperimente in den Bereichen Stadtraum, Infrastruktur, Technologie und Alltagsleben bewirken?
Das Reallabor „Verbraucherverhalten“ ist eng verknüpft mit dem Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur. Mithilfe der Zuwendung des Umweltbundesamtes konnte noch intensiver untersucht werden, wie der Wandel zu einer nachhaltigen Alltagskultur allgemein funktioniert und welche Rolle Initiativen dabei spielen, die sich für zukunftsfähige Lebensstile engagieren. Gleichzeitig soll durch das Projekt bürgerschaftliches Engagement gestärkt und die Selbstorganisation für nachhaltige Mobilität und Alltagskultur unterstützt werden. Die Ergebnisse liefern Beiträge zur übergreifenden Diskussion, wie Umweltpolitik einen gesellschaftlichen Wandel zur Nachhaltigkeit fördern kann.
Umsetzung
Aufbauend auf einer Bestandsaufnahme zum Thema nachhaltige Alltagskultur in Stuttgart und bereits bestehenden Lösungskonzepten lokaler zivilgesellschaftlicher Initiativen wurden in Zusammenarbeit mit dem Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur Realexperimente durchgeführt. Wichtige Aspekte der Untersuchung waren dabei Auswirkungen auf den Sozialraum, die Infrastruktur im weitesten Sinne, die Mobilitätsanforderungen und das Alltagsverhalten. Verschiedene Arten von Realexperimenten sollten dabei gezielt Wirkungen in einzelnen dieser Bereiche hervorrufen. Um den Erfolg der Experimente zu sichern und die Wirkung in einem breiten gesellschaftlichen Kontext zu erfassen, wurden gemeinsam mit allen Beteiligten sowohl Erfolgskriterien wie auch Wirkdimensionen ausgearbeitet. In gemeinsamen Workshops vor der Durchführung der Experimente wurde darüber diskutiert, welche Ziele die Realexperimente verfolgen und wie man diese messen kann. Nach der Durchführung wurden der gesamte Prozess gemeinsam reflektiert und die wissenschaftlichen Ergebnisse ausgewertet. Die Aktiven in den Experimenten wurden dabei von wissenschaftlichen Patinnen und Paten begleitet.
Ergebnisse
Um eine nachhaltige Alltagskultur und umweltfreundlicheres Verbraucherverhalten zu befördern, bedarf es neuer Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung in Form eines Empowerments, das die tatsächliche Mitgestaltung des Lebensraumes „Stadt“ erlaubt. Menschen wollen sich zunehmend aktiv an der Verbesserung der Lebensqualität ihrer Umgebung beteiligen und ihre vielfältigen Ideen dazu einbringen: Nachbarschaft vernetzen, Werkzeuge und andere Dinge teilen oder selbst reparieren, urbane Gärten pflegen, Brachflächen oder leerstehende Büros auf neue Weisen nutzen, neue Möglichkeiten der Fortbewegung ausprobieren und vieles mehr. Damit helfen sie auch Behörden und Gemeinderäten bei der Erfüllung ihrer Ziele einer nachhaltigen Entwicklung lebenswerterer Städte. Realexperimente eignen sich dafür besonders: Sie können gesellschaftliche Diskurse anregen, neue Alltagsroutinen wie beispielsweise die gemeinschaftliche Nutzung von Gütern erproben und verbessern. Daraus können wiederum Erkenntnisse für die Politik und die Verwaltung abgeleitet werden. Ein gemeinschaftlicher Lernprozess im Wechselspiel aus „Handeln“ und „Wissen“ ist möglich und führt zu aussichtsreichen Wegen, den Wandel der Gesellschaft aus der Gesellschaft heraus zu befördern.
Fortsetzung
Bundesweit und international suchen Städte nach Lösungen für dringende Herausforderungen: Belastung durch zunehmenden Verkehr, Klimawandel, alternde Bevölkerung, Digitalisierung und Migration sind einige von ihnen. Neue partizipative Ansätze, wie sie im Reallabor entwickelt und erprobt wurden, können in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zum Einsatz kommen, um diesen Herausforderungen kreativ und konstruktiv zu begegnen. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieses Reallabors können solche Ansätze weiterentwickelt und verbreitet werden. Die Voraussetzung dafür sind mutige Entscheidungsträger*innen, die eine Kultur des Experimentierens ermöglichen, in der die Bürger*innen bei der Mitgestaltung nicht als Barriere, sondern als Potenzial anerkannt werden.
Verantwortlich
ZIRIUS – Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung
Sophia Alcántara, Rainer Kuhn, Doris Lindner
SI – Städtebau Institut, Lehrstuhl Internationaler Städtebau
ILPÖ – Institut für Landschaftsplanung und Ökologie
Eric Puttrowait
Weitere Beteiligte
Zivilgesellschaftliche Praxispartner der Realexperimente
Bearbeitungszeitraum
Oktober 2015 – Dezember 2017
www.zirius.eu
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