Innovative Lehrformate
Idee
Das Reallabor bot Raum zur Erprobung neuer Formen des universitären Lernens und Lehrens. Ziel war es, im Themenfeld „Nachhaltige Mobilitätskultur“ innovative Lehrformate, die den komplexen Herausforderungen des Gegenstandes gerecht werden, zu entwickeln, anzuwenden und zu bewerten. Erprobt wurden Modelle des forschenden Lernens: fächerübergreifend, inter- und transdisziplinär, handlungsorientiert und kooperativ. Sie vermittelten System-, Ziel- und Transformationswissen sowie fachliche, methodische und kommunikative Kompetenzen.
Umsetzung
übergreifende Schlüsselqualifikation für Studierende aller Fakultäten angeboten. Die Studierenden erhielten Einblick in die neuesten Forschungsergebnisse an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen, von den Verkehrs- und Ingenieurswissenschaften, aus der Architektur und Stadtplanung bis hin zu den Sozialwissenschaften. Interdisziplinär zusammengesetzte studentische Teams erhielten einen konkreten Forschungsauftrag im Stadtraum. Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentierten sie öffentlich vor einer fachkundigen Jury, der Bürger*innen und Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung und Kultur der Landeshauptstadt angehörten. Diese griffen Impulse der studentischen Arbeiten auf. Ein in das Programm integrierter öffentlicher Abendvortrag beförderte zudem den Austausch zwischen Studierenden, Lehrenden und der Zivilgesellschaft.
Nachhaltige Mobilitätskultur – Stadtraum, Mobilität und Gesundheit
Der Workshop vom 15.–18.01.2015 thematisierte die Bewegung zu Fuß und mit dem Fahrrad. Dabei wurden neueste Erkenntnisse aus den Sport- und Gesundheitswissenschaften, der Gerontologie sowie der Architektur und Stadtplanung aufeinander bezogen. Die Forschungsaufgabe bestand darin, die Quartiere Frauenkopf, Karlshöhe, Sillenbuch und Vogelsang unter der Fragestellung zu analysieren, inwieweit sie gesundheitsfördernde Mobilität begünstigen oder behindern. Dabei wurden Methoden wie Walkability Check, Senior Walking Environmental Assessment und Stadtraumanalyse angewandt. Unter der Leitfrage „Was müsste geschehen, um das Gebiet im Sinne einer gesundheitsfördernden Mobilität zu gestalten?“ entwickelten die Teams konkrete Ideen und Konzepte. Sie reichten von Infrastrukturmaßnahmen bis zur Förderung sozialer Aktivitäten.
Zukunft der Mobilitätskultur
Der Workshop vom 21.–24.04.2016 war als Zukunftswerkstatt und als Projekt des intergenerationellen Lernens (IgeLUS) konzipiert. Studierende und ältere Gasthörer arbeiteten in interdisziplinären Teams zusammen. Sie befragten Stuttgarter Bürger*innen in fünf verschiedenen, typischen „Mobilitätshaushalten“ hinsichtlich ihrer Mobilitätsgewohnheiten, -bedürfnisse und -wünsche und analysierten deren konkrete „Erfahrungsräume“. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse entwickelten sie Zukunftsszenarien für den jeweiligen Haushaltstyp im Jahr 2030. Die befragten Bürger*innen waren bei den Präsentationen der Zukunftsszenarien anwesend und diskutierten mit den Expert*innen.
Kommunikationsstrategien einer nachhaltigen Mobilitätskultur
Der Workshop vom 04.– 07.05.2017 stellte sich der Frage, was eine gelungene Kommunikationsstrategie für nachhaltige Mobilität ausmacht. Ergebnisse der Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsforschung, der Soziologie und Medienpsychologie sowie praktische Erfahrungen aus dem Bereich des Kommunikationsdesigns wurden zusammengeführt. Die studentischen Teams sammelten per Feldforschung Daten darüber, wer in Stuttgart mit welchem Verkehrsmittel warum unterwegs ist. Sie analysierten Zukunftsszenarien, die Stuttgarter Bürger*innen im Reallabor entwickelt hatten. Auf Basis der ausgewerteten Daten entwickelten sie im fiktiven Auftrag der Stadt Stuttgart eine eigene Kommunikationsstrategie und -kampagne für nachhaltige Mobilität.
Ergebnisse
Die durchgeführten Veranstaltungen machten deutlich, dass eine enorme Nachfrage seitens der Studierenden nach interdisziplinären und praxisbezogenen Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit besteht. Die gewählten Formate erwiesen sich als erfolgreich, wobei eine gezielte Evaluation die Feinjustierung bezüglich des didaktischen Konzepts erlaubt. Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört daher die Einsicht, dass das Thema aufgrund der stets implizierten Komplexität nicht neutral gegenüber den Formaten der Lehre ist: Nachhaltigkeit als Thema an Universitäten bedarf neuer Formate und wird sich auch langfristig nicht als bloß zu ergänzender Lerninhalt zu bestehenden Curricula hinzufügen lassen.
Verantwortlich
IZKT – Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung
Natalia Pfau, Johannes Heynold, Dr. Elke Uhl
Weitere Beteiligte
Institut für Landschaftsplanung und Ökologie, Städtebau Institut, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement, Institut für Straßen- und Verkehrswesen, Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung, Zentrum für Lehre und Weiterbildung der Universität Stuttgart sowie eine Vielzahl von Kooperationspartnern
Bearbeitungszeitraum
Januar 2015 – Mai 2017
www.izkt.uni-stuttgart.de
Dokumentationen:
IZKT Materialien Band 18 – Nachhaltige Mobilitätskultur – Stadtraum, Mobilität und Gesundheit
IZKT Materialien Band 19 – Zukunft der Mobilitätskultur
IZKT Materialien Band 20 – in Vorbereitung