Anreizmodelle für den Umstieg
Idee
Wie kann Wandel aktiv vorangetrieben werden? Wie können digitale Technologien dabei unterstützen? Diesen Fragen wurde durch die Erkundung des urbanen Mobilitätskomforts in Stuttgart nachgegangen. Um die Menschen zum Umstieg auf nachhaltige Mobilitätsformen zu bewegen, bedarf es gezielter Maßnahmen, die unterschiedliche Gruppen ansprechen. Ziel der Forschung war es, Erkenntnisse über erfolgversprechende Anreizmodelle für verschiedene Zielgruppen zu generieren.
Umsetzung
Der Prototyp einer Smartphone-App wurde weiterentwickelt, die auf einem nutzerzentrierten Messsystem basiert und erfasst, welche Faktoren auf den individuell wahrgenommenen Komfort in unterschiedlichen Verkehrsmitteln und -situationen einwirken. Die App ermöglicht die Verortung von sogenannten Diskomfortpunkten im Stadtraum. Ein App-Demonstrator entstand erstmalig im Projekt Urbaner Mobilitätskomfort – Region Stuttgart zwischen 2012 und 2015 am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Aus Datenschutzgründen war im Rahmen des Reallabors eine breitflächige Selbsterkundung der Region Stuttgart von Nutzer*innen der Smartphone-App nicht möglich. Stattdessen wurde die App prototypisch mit dem Projektpartner „Bürgerrikscha Vaihingen – gemeinsam in Bewegung e.V.“ getestet. Eine Ableitung von Anreizmodellen für bestimmte Zielgruppen erfolgte auf der Basis von parallel stattfindenden Forschungsarbeiten zu Mobilitätskomforttypen sowie unter Berücksichtigung der Forschungstätigkeiten des Instituts für Sport- und Bewegungswissenschaft (INSPO) im Rahmen des Reallabors. Auf Grundlage sämtlicher erhobener Daten wurden Ideen und Vorschläge zu alternativen Mobilitätsressourcen entwickelt. Außerdem entstand ein Sammelband im Rahmen einer am Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) betreuten Abschlussarbeit, der Interessierten einen komprimierten Zugang zu aktueller Forschung im Kontext der nachhaltigen Mobilität bietet.
Ergebnisse
Die Smartphone-Anwendung bietet Handlungsanreize. Das Anreizobjekt ist in diesem Fall immateriell, die Quelle der Motivation extern. Das angewendete Anreizsystem nennt sich Gamification und bedient sich einfachster Aspekte der Spielmechanik: Über verschiedenfarbige Smileys erhalten „Spieler*innen“ ein positives oder negatives Feedback über ihr Mobilitätsverhalten. Ein gesundheits- und/oder umweltfreundliches Verhalten wird dabei mit einem positiven Image belegt und stärkt sich langfristig selbst. Das Ziel ist, durch Wissensgenerierung langfristig eine intrinsische Motivation zu wecken oder zu stärken, sich nachhaltig und gesundheitsfördernd fortzubewegen. Grundsätzlich gilt es durch Anreizmodelle den Mobilitätskomfort gezielt zu erhöhen, sodass die Nutzung bestimmter Verkehrsmittel steigt. Dazu müssen sogenannte Diskom fortpunkte identifiziert und abgebaut werden. Doch was als Komfort bzw. Diskomfort empfunden wird, ist individuell unterschiedlich: Konkrete Anreize für die Bürger-Rikscha und die Generation der Babyboomer in der Region Stuttgart wurden im Projekt erarbeitet. Mobilitätskomfort umfasst dabei Planungskomfort, Transportmittelkomfort, Umsteigekomfort und Reisekomfort und beschränkt sich nicht auf einzelne Verkehrsmittel, sondern gesamte Reiseketten.
Fortsetzung
Die Selbsterkundung als Experimentformat ist in der Forschung bereits verankert. Technologische Entwicklungen bieten in diesem Rahmen neue, spannende Möglichkeiten für Handlungsanreize. Sie können die klassischen und bewährten Methoden ergänzen. In der Gestaltung von passgenauen mehrdimensionalen Anreizmodellen können unterschiedliche Zielgruppen künftig besser berücksichtigt werden. Die Ergebnisse des Teilprojekts liefern dabei erste Denkanstöße für potenzielle Anreize mit einer starken Umsetzungsorientierung und einem lokalen Fokus.
Verantwortlich
IAT – Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement
Constanze Heydkamp
Weitere Beteiligte
IAO – Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation
Konrad Sagert
Bearbeitungszeitraum
Januar 2015 – Dezember 2017
www.iat.uni-stuttgart.de
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