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Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur

Seminar, Vorlesung & Ausstellung

„Provisorische Architektur“ – Neue Realexperimente für Stuttgart

Mobilität steht sinnbildlich für Freiheit, Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Individualität. Doch bewegen wir uns zunehmend immer weniger eigenmächtig fort, sondern werden bewegt. Denn abgesehen vom Auto, unseren Füßen und Fahrrädern, sind es Busse und Bahnen, E-Roller, Handys und Computer, die zur Überbrückung von Distanzen zwischen Menschen millionenfach rund um die Uhr genutzt werden.
Sichtbar wird dies in einer verzerrten Mobilitätskultur: Mit rasender Geschwindigkeit fahren wir in den nächsten Stau, verpassen den Anschluss ICE und setzen uns mit leeren Akkus und gedrosseltem Datenvolumen mit Call-Centern, zu vielen Apps und Algorithmen auseinander.

 

Im Rahmen des Seminars «Provisorische Architektur» möchten wir dieser verzerrten Mobilitätskultur auf den Grund gehen und beobachten wo diese Realität im öffentlichen Raum sichtbar wird. Wir möchten gewohnte Sichtweisen aufbrechen und Fragen zur Mobilität in den Fokus rücken:

Wie wollen wir uns in Zukunft fortbewegen und wie können wir dies räumlich gestalten? Was ist möglich? Was ist nicht möglich? Welche Herausforderungen müssen diese Orte in der Zukunft übernehmen? Und welche Verantwortung haben wir an Ihrer Gestaltung?

 

Im Seminar entwerfen wir Provisorien, welche uns eingebunden in Realexperimente als Medium der Stadtgestaltung dienen. Sie werden zu möglichen Strategien, zur Kultivierung neuer Ideen, um erste Gestaltungsansätze im Stadtraum im Maßstab 1:1 zu testen und den Diskurs rund um Mobilitätskultur in Stuttgart weiter anstoßen.

Dabei arbeiten wir an der Schnittstelle zwischen Architektur und Städtebau in unterschiedlichen Maßstabsebenen von lokalen Situationen bis zu gesamtstädtischen Verflechtungen. Wir denken in ortsspezifischen Potenzialen und übergeordneten Strategien und wollen damit neue Entwicklungsspielräume für eine urbane Gesellschaft und einer nachhaltigen Mobilitätskultur erkunden.

Als Kultur bezeichnen wir im weitesten Sinne alles, was der Mensch gestaltend hervorbringt. Im Mobilitätsbereich geht die Gestaltung hauptsächlich von Markt und Möglichkeiten aus und wird über viele politische Ebenen ausgehandelt. Ergebnis sind oft Kompromisse, die dann unseren öffentlichen Raum und damit unsere Kultur des Zusammenlebens gestalten. Dies bedarf dringend einer offenen Diskussion und ein Bewusstsein für diese Fragestellungen zu schaffen.

Die im Wintersemester´18 entworfenen Provisorien werden Ende Januar von einer ausgewählten Jury aus Vertretern von Universität, Stadtverwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bewertet. Drei von der Jury ausgewählte Arbeiten werden im darauffolgendem Sommersemester 2019 in einem Bauworkshop M 1:1 realisiert. Finanzielle Mittel für die Umsetzung stehen zur Verfügung, außerdem besteht die Möglichkeit bei Weiterführung des Seminars, einen Entwurf oder ein Baupraktikum anrechnen zu lassen.

 

Das Seminar “Provisorische Architektur” ist Teil des „Future City Labs Universität Stuttgart – Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur“ gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Ziel des Reallabors ist es, gemeinsam mit Wissenschaft, Verwaltung, Unternehmen und der Bürgerschaft eine nachhaltige Mobilitätskultur zu entwickeln, die Ressourcen schont und zusätzlich Gesundheit und sozialen Austausch fördert.

Das Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur dient als Zukunftslabor und kooperative Plattform. Es bündelt erzeugtes Wissen, macht es zugänglich und diskutierbar: sowohl durch die digitale Vernetzung auf unserer Webplattform als auch durch die reale Zusammenarbeit unterschiedlicher Initiativen und Akteure. Wir stellen uns gemeinsam der Frage, wie sich das Bedürfnis und das Recht jedes Einzelnen auf Mobilität so umsetzen ließe, dass auch nachfolgende Generationen eine intakte und lebenswerte Umwelt vorfinden. Dabei geht es nicht nur um Technologien oder Strategien zur Verkehrsoptimierung, sondern vor allem um eine Kultur der Mobilität und Bewegung, die sich an einem erweiterten Wohlstandsbegriff orientiert und neue Lebens- und Aufenthaltsqualitäten in der Stadt zu schaffen vermag.

In enger Zusammenarbeit mit dem Verein Stadtlücken e.V., der Stadtverwaltung und zivilgesellschaftlichen Akteuren wird in der 2. Förderphase des Reallabors die kulturelle Dimension der nachhaltigen Mobilität im Stadtraum kooperativ erprobt und vor Ort erlebbar gemacht.

 

Österreichischer Platz und Umgebung

Das Stuttgarter Stadtbild wird seit den 1960er Jahren geprägt von breiten, die Stadt durchschneidenden Verkehrsschneisen und raumgreifenden Parkplätzen. Öffentliche Straßen und Plätze, frühere Orte der Begegnung, fielen nach und nach der Dominanz des motorisierten Individualverkehrs zum Opfer, hierbei galt jahrzehnte lang das Motto Fortschritt und Wachstum um jeden Preis. Heute donnern bis zu 400.000 Autos und Lastwagen täglich über die Bundesstraßen Stuttgarts, die einmal quer durch den Talkessel führen. 340.499 angemeldete Kraftfahrzeuge (Stuttgarter Verkehrsdaten, Ausgabe 2018) belegen jede frei gebliebene Bordsteinkante und hinter vielen namentlichen Plätzen verstecken sich eigentlich große mehrspurige Verkehrskreuzungen, sodass Fußgängern und Radfahrern kaum mehr Raum bleibt, sich in ihrer Stadt fortzubewegen.

Auch das Rondell um den Österreichischen Platz und die Paulinenbrücke bilden seit 1961 eine solche Zäsur in der Stadt und trennen die angrenzenden Stadtteile Stuttgart-Süd und -Mitte voneinander. Seit vielen Jahren besteht die Diskussion um Abriss, Umbau oder Erhalt des Verkehrsknotens. Trotz aller Vorbehalte, die man diesem Ableger der autogerechten Stadt jedoch entgegen bringen kann, sind Brücke und Rondell nicht nur ein in die Jahre gekommenes Verkehrsbauwerk sondern auch ein architektonisch prägendes und identitätsstiftend Bauwerk für die umliegenden Quartiere der Innenstadt – ein Ort, an dem die aktuellen sozialen, kulturellen und politischen Spannungen unserer Mobilitätskultur sichtbar werden. Die ideale Umgebung, um neue Denkansätze, Methoden und Modelle in Form von provisorischen Architekturen zu entwickeln und im Maßstab 1:1 auszuprobieren.

Das Gebiet rund um den Österreichischen Platz rufen wir als stadträumliches Experimentierfeld aus. Hier haben wir die Möglichkeit direkt auf dem Platz aber auch im ganzen Quartier mit Akteuren aus der Zivilgesellschaft und der Politik ins Gespräch zu kommen und unsere Experimente zu testen.

 

Seminarleitung: Hanna Noller und Sebastian Klawiter
Betreuung: Valerie Rehle, Andreas Beulich und Sascha Bauer

08.11.2018

von
Projekkoordination - Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur

REALLABOR FÜR
NACHHALTIGE MOBILITÄTSKULTUR

FUTURE CITY LAB

Universität Stuttgart
Keplerstr. 11
D-70174 Stuttgart
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